Die Schublade

Veröffentlicht auf von Mordu

http://2.bp.blogspot.com/_ESsTi82Lrpo/RvjbvTGaNmI/AAAAAAAAAG0/OmwFE6eQRMI/s320/Schublade.JPGMenschen – auch ganz große – passen ganz wunderbar in Schubladen. Das gilt zumindest, wenn man den oder die Betreffende noch nicht so gut kennt. Kompliziert wird es erst, wenn man sich besser kennenlernt. Dann ist es nämlich plötzlich vorbei mit der Schublade. Und was am Anfang so praktisch schwarz-weiß erschien, bekommt auf einmal seltsame graue Zwischentöne.

So ergeht es wohl vielen, inklusive mir. Freunde von mir haben mir schon des öfteren bestätigt, dass es ihnen damals, als sie mich kennenlernten, genauso erging. Auch ich wurde instinktiv in eine spezielle Schublade verfrachtet, wobei witzigerweise, die Schubladen von Person zu Person völlig unterschiedlich waren. Schuladen-Denken erleichtert uns die Arbeit, macht uns stumpf und unsere Wahrnehmung träge. Wir merken es  immer wieder dann, wenn ein Mensch mit aller Kraft in keine Schublade passen will.

Ich bin Mensch, einmalig in meiner Art wie jeder andere Mensch auch. Rein statistisch gibt es keinen zweiten Menschen auf dieser Erde mit meinen individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten, Neigungen, Talenten und persönlichen Eigenheiten. Und das ist gut so!

Wenn wir also einen Menschen (wo auch immer) in eine Schablone pressen wollen, dann geht dies nie ohne  Schmerzen. Wir sind unser ganzes Leben lang daran gewöhnt worden, den Menschen nach unserem Bild formen zu wollen.

Warum nur eigentlich, kommen wir nicht auf den Gedanken, jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist? Selbst mir passiert es gelegentlich, dass ich Menschen nach nur wenigen Minuten oder gar Sekunden in meine ganz eigene, für sie präparierte Schublade reinpresse, aus der es vorerst kein entrinnen zu geben scheint. Ich bemühe mich immer, dieses Schubladen-Denken völlig abzulegen. Dennoch scheint es eine Art chronische Krankheit zu sein, andere Menschen, über die man so gut wie noch nichts weiß, gemäß unseren bisherigen Erfahrungen in eine für uns logische Sparte zu sperren.

Wir sollten uns darüber im Klaren werden, dass jeder Mensch einzigartig ist. Und auch wenn er bestimmte Voraussetzungen erfüllen würde und somit Schubladen-Anwärter wäre, ist er immernoch jemand ganz anderes, den es erst einmal kennenzulernen gilt.

Ich denke, ich sollte mal meine eigenen Schubladen einem Frühjahrsputz unterziehen. Wer weiß, wen ich da noch alles versehentlich vergessen habe. Und wer weiß, in welchen Schubladen anderer ich mich noch befinde.


In diesem Sinne... Klappe zu, Affe tot.

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